Welche Atemtechniken gibt es?
Tief durchatmen. Das klingt so leicht und ist im Grunde eine echte Herausforderung. Dabei ist der Atem ein wertvolles Werkzeug. Und das richtige Atmen will gelernt sein. Wenn du an deiner Atmung arbeiten möchtest, dann sind Atemübungen dafür perfekt geeignet. Davon gibt es sehr viele unterschiedliche – und wir stellen dir die gängigen Methoden etwas genauer vor.
Welche Vorteile bieten Atemübungen?
Wenn du etwa drei- bis viermal pro Woche an deiner Atmung arbeitest, dann wirst du schnell merken, wie sich diese Routine positiv auf dich auswirkt. Du bist energiegeladener, schläfst besser und auch Puls- und Herzfrequenz können sich deutlich verbessern. Dazu steigert sich die Konzentrationsfähigkeit. Es lohnt sich also, wenn du dir die Zeit nimmst und Atemtechniken in deinen Alltag integrierst. Es gibt natürlich verschiedene Atemtechniken. Die Wichtigsten stellen wir dir nachfolgend vor.
Atemtechnik nach Jacobson
Bei der progressiven Muskelentspannung nach Edmund Jacobson handelt es sich um eine Entspannungstechnik, die sich sehr einfach erlernen lässt. Jacobson hatte erkannt, dass sich psychische Anspannung durch eine gezielte Muskelentspannung abbauen lässt. Es spielt keine Rolle, ob du unter Angstzuständen, Stress, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen leidest. Mit der progressiven Muskelentspannung ist Linderung bei vielen Problemen möglich. Und du findest die innere Ruhe, die dir beim Entspannen hilft. Das Prinzip der Atemtechnik ist denkbar einfach. Es werden nacheinander verschiedene Muskelgruppen angespannt und dann die Spannung losgelassen. Dabei achtest du auf eine ruhige und gleichmäßige Atmung.
Atemtechnik nach Wim
Die Atemtechnik nach Wim Hof wird umgangssprachlich auch als „kontrollierte Hyperventilation“ beschrieben. Denn nichts anderes ist es. Bei einer Hyperventilation handelt es sich um eine gesteigerte Belüftung der Lungen. Bei der kontrollierten Hyperventilation spielen weder Stress noch Atemnot eine Rolle. Es geht also eher darum, tief über das volle Lungenvolumen ein- und auszuatmen. Diese vertiefte und rhythmische Atmung sorgt für eine Steigerung des Sauerstoff-Levels im Körper. Auf diese Weise wird das Immunsystem unterstützt und Körper sowie Geist belebt. Das wiederum führt zu Entspannung und Klarheit.
Atemtechnik nach Middendorf
Die Atemtherapeutin Ilse Middendorf hat eine Atemtechnik entwickelt, die den Namen „Der Erfahrbare Atem“ trägt. Sie gilt seither als führende Expertin auf dem Gebiet des Atmens. Genau genommen handelt es sich bei dieser Atemtechnik um eine Meditations- und Entspannungstechnik, die in den Ursprüngen nur für Schauspieler und Sänger gedacht war. Die Grundlage der Atemübung beruht darauf, dass der Atem sich auf alle wichtigen Körperfunktionen und Ebenen auswirkt. Mit der Atemtechnik kannst du lernen, bewusst zu atmen und auf diese Weise besser mit deinem Körper in Kontakt zu treten.
Atemtechnik nach Dr. Shioya
Bei der Atemtechnik nach Dr. Shioya handelt es sich um eine Kombination aus Atemübung und Meditation, die sich besonders positiv auf deinen Gesundheitszustand auswirken soll. Entwickelt wurde diese Methode von dem japanischen Arzt, der bereits über 100 Jahre alt ist. Sie beruht darauf, dass unser Körper bei der normalen – eher flachen Atmung – nur mit 30 Prozent Sauerstoff versorgt wird. Durch die tiefe Bauchatmung soll dieses Problem behoben werden. Der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt und dazu wird der Geist gestärkt. Im Grunde besteht die Atemtechnik aus zwei verschiedenen Teilen. Neben der tiefen Bauchatmung geht es auch um das rechte Denken.
Atemtechnik nach Buteyko
Die Atemtechnik ist nach seinem Erfinder benannt. Laut Buteyko soll die Atemübung vor allen Dingen Asthmatikern helfen, ihre Symptome besser im Griff zu haben. Die allermeisten Atemtechniken zielen darauf ab, so tief wie möglich zu atmen. Genau hier unterscheidet sich diese Methode. Es geht viel eher darum, nur so viel zu atmen, wie wirklich nötig ist. Der Körper bekommt also so viel Sauerstoff, wie er benötigt. Und nicht mehr.
Atemtechnik nach Schroth
Die Schroth Atemtechnik gehört zu der Dreidimensionalen Skoliose Behandlung, die nach Katharina Schroth benannt ist. Es handelt sich im Grunde um eine konservative Methode, die Wirbelsäulenverformungen zu behandeln, die bei einer Skoliose auftreten. Sie beruht auf einer Haltungs- und Wahrnehmungsschulung und wird durch eine spezielle Atemtechnik ergänzt. Die eigenentwickelte und entgegenwirkende Atemtechnik wird auch „Drei-Winkel-Atmung“ genannt.
Atemtechnik nach Lamaze
Die Lamaze-Technik ist sozusagen eine Atemtechnik, die als Geburtstechnik genutzt wird, wie auch Hypnobirthing. Die Schmerzen der Geburt werden durch diese Atemübung zwar nicht in Luft aufgelöst, doch gemindert. Daher ist diese Atemübung oftmals auch ein fester Teil bei der Geburtsvorbereitung. Vereinfacht gesagt geht es hier um eine bewusste Atmung, um die Schmerzen etwas zu lindern.
Atemtechnik nach Holl
Die Atemtechnik nach Holl wurde im Jahr 1995 entwickelt. Es handelt sich um eine anerkannte Atemtherapie bei Tinnitus-Beschwerden. Wer sich täglich Zeit für diese Atemübung nimmt, kann die Beschwerden lindern und die Ohrgeräusche verbessern. Denn durch eine falsche Atemübung werden diese Symptome begünstigt. Entsprechend positiv kann sich die richtige Atmung auch auswirken.
Atemtechnik nach Gurdjieff
Diese Atemtechnik stützt sich auf die Theorie, dass eine natürliche Atmung eine heilende Kraft hat. Gurdjieff hat viele verschiedene Methoden und Techniken entwickelt, die vor allen Dingen darauf abzielen, einen freien Geist zu haben. Die Atemtechnik wird meistens im Rahmen einer Schulung erlernt, da sie etwas komplexer ist und es sich nicht einfach nur um eine simple Atemübung handelt.
Es gibt zahlreiche Atemübungen und Atemtechniken, die unterschiedliche Ziele verfolgen. Du musst dich einfach nur Fragen, welche Probleme du hast und welche Atemübung dir die gewünschte Linderung verschafft. Es macht durchaus Sinn, sich mit mehreren Atemtechniken zu beschäftigen. Nicht jede Methode ist für jeden Menschen geeignet. Es kann daher auch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen, bis du dann eine Methode gefunden hast, die dir wirklich liegt und entsprechend auch eine Wirkung hat.